Show Notes
In der heutigen Folge von Europa to go geht es um den internationalen Frauentag, den 8. März. In diesem Jahr soll der Blick über die Grenzen Deutschlands hinausgehen: nach Brüssel. Welche Rolle haben Frauen in der Geschichte der EU und des Europäischen Parlaments gespielt? Und welche Rolle spielen sie insbesondere in der „EU-Volksvertetung“ heute?
Gesprächspartnerinnen sind Judith Ecker und Sylvia-Yvonne Kaufmann.
Judith Ecker arbeitet seit 1994 für das Europäische Parlament, seit 2018 im Bereich Weiterbildung. Sie hat sich in den letzten Jahren sehr intensive mit Frage befasst nach den frühen weiblichen Abgeordneten und deren Einfluss auf die europäische Integration und die Gesellschaft in ihren Ländern.
Sylvia-Yvonne Kaufmann zog erstmals 1991 als Beobachterin ins Europäische Parlament ein. Es folgten mehrere Legislaturperioden zunächst für die Linkspartei, später für die SPD. Zeitweilig bekleidete sie die Funktion einer Vizepräsidentin des EU-Parlaments. Für ihr europapolitisches Engagement wurde ihr das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen; zudem erhielt sie den Preis Frauen Europas 2022.
Im Europäischen Parlament liegt der Frauenanteil zwar noch deutlich unter 50 Prozent, dennoch ist dort der Anteil von weiblichen Abgeordneten deutschlicht höher als in den Parlamenten der meisten Mitgliedsstaaten. Insgesamt 38,75 Prozent der 720 Abgeordneten sind weiblich. Bei der Europawahl 2024 ist der Anteil von Frauen im Europäischen Parlament allerdings erstmals um etwas einen Prozentpunkt gesunken. In der Legislatur 2019 bis 2024 lag die Frauenquote bei 39,5 Prozent. Im Jahr 1979, in dem das EU-Parlament erstmals gewählt wurde, waren nur 16,3 Prozent der Abgeordneten weiblich.
Als einzige Fraktion im EU-Parlament sind die Grünen/EFA paritätisch besetzt – mit 50,9 Prozent weiblichen Abgeordneten in ihren Reihen. Die Linksfraktion The Left und die liberale Renew folgen mit rund 45 Prozent. In der rechtsextremen Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformisten ist nur etwa ein Fünftel der Abgeordneten weiblich – der niedrigste Wert aller Fraktionen.
In den 26 Ausschüssen und Unterausschüssen stehen in 11 Frauen an der Spitze.
Nach der Neuwahl 2024 gehören neben der Parlamentspräsidentin Roberta Metsola dem Präsidium 14 Vizepräsident*innen an, darunter sieben Frauen. Drei der fünf Quästor*innen, die ebenfalls zum Präsidium gehören, sind weiblich.
Zudem stehen in den drei wichtigsten EU-Institutionen derzeit Frauen an der Spitze: Roberta Metsola als Präsidentin des Europäischen Parlaments,
Ursula von der Leyen als Präsidentin der Europäischen Kommission und Christine Lagarde als Präsidentin der Europäischen Zentralbank.
Das Gespräch führten Anne Schindler und Uwe Sattler.